• Erfahrungen tun weh…oder sind nützlich

    Diese Woche habe ich mal wieder schmerzhaft erfahren, dass Erfahrungen weh tun. Inhaltlich musste ich mich dabei wieder einmal mit meiner eigenen Hilflosigkeit auseinandersetzen, wenn ich andere Menschen nicht von meinen Ideen ,,richtig“ zu sein, überzeugen kann. Den ,,richtigen“ Weg zu Sein glaube ich nach 15 Jahren intensiver Recherche gefunden zu haben. Ich habe dabei verstanden, dass jeder Mensch für die Reaktion eines anderen mitverantwortlich ist, weil wir ständig miteinander, bewusst über die Sprache und unbewusst über Gestik, Mimik, Haltung, Stimme und Verhalten, kommunizieren. Da jeder Mensch an den Reaktionen anderer seine eigene Wirkung abliest, können wir uns nur schlecht davon freimachen, auf die Aktion eines anderen zu reagieren. Entweder versuchen wir es dann dem Gegenüber recht zu machen und gehen deshalb auf seinen Ausdruck eines oft unbewusst vorhandenen Gefühles wie Ärger, Traurigkeit oder Wut ein. Die unmittelbare Reaktion auf Gefühle, die einem Angst oder Sorgen, um das eigene oder das des anderen Menschen Leben machen, besteht entweder darin, auf jemanden zuzugehen, um zu helfen oder sich schnell in Sicherheit zu bringen. Die Frage der Einmischung, wenn man jemanden in seiner Not hilft oder die des Rückzugs stellen sich nicht, wenn ein Gegenüber, Leichtigkeit, Freude und Liebe ausstrahlt. Dann ist es eine Freude, gemeinsam mit diesem Menschen zu sein. Dies beschreibt in Kürze unsere Verantwortlichkeit für die Qualität unserer Partnerschaften. Da wir Menschen aber zu einem großen Teil unwillkürlich, unbewusst erzogen oder geprägt werden, sind uns die negativen Folgen unserer Erfahrungen oft nicht bewusst. Wenn die Erfahrungen auch noch vorgeburtlich, während der Geburt und in den ersten drei Lebensjahren gemacht wurden, fehlt den betroffenen Menschen auch noch die Fähigkeit, das Erlebte mental zu verarbeiten. Kinder verstehen noch nicht, warum sie leiden, weil sie die Umstände nicht verstehen können. Ihnen fehlt in ihren jungen Jahren die Fähigkeit zu Analyse vollkommen. Deshalb können sie auch keine Bewertung aus dem Erlebten ziehen und deshalb auch keine Entscheidungen darüber treffen, ob, wie und was sie an ihrem Verhalten verändern müssen. Sie lernen von dem Verhalten ihrer Mitmenschen abhängig zu sein. Auch wenn wir Menschen oft nicht wissen, dass wir ein Problem haben, leiden wir trotzdem darunter, weil wir Empfindungen haben. Wir leiden unter den Folgen von dem was passiert. Besonders die starken Gefühle wie Wut und Ärger sind im Erleben sehr präsent, kommen aber bei einem Partner nicht besonders gut an. Deshalb lernen wir schon als Kinder diese zu verleugnen und zu unterdrücken. Solange man von der Zuverlässigkeit eines anderen Menschen abhängig ist, versucht man seinen ,,Partnern“ zu gefallen. Da die Reaktion auf Ärger aber nun mal Ärger ist und die auf Traurigkeit Traurigkeit, lernen wir schon als Kinder Gefühle nicht ehrlich zu äußern. Da aber selbst unterdrückte Gefühle immer irgendwie, ganz unbewusst, an die Oberfläche geraten, werden sie natürlich abgeschwächt sichtbar und lösen Reaktionen aus.
    Ich habe diese Zusammenhänge irgendwann erkannt und gelernt, sie anzuwenden. Das klappt auch ganz gut, solange ich nicht mit meinen eigenen unterdrückten Gefühlen konfrontiert werde. Natürlich habe ich in meinem schon recht lang andauernden Leben sehr viele, oft sehr heftige, schmerzhafte Erfahrungen gemacht und trotzdem mein freundlich angepasstes Verhalten nicht verändert. Irgendwann habe ich es mir dann in meinem Beruf als Heilpraktikerin für Psychotherapie, Coach und Kinesiologin zur Mission gemacht, anderen diese Zusammenhänge auch verständlich zu machen. Angetrieben von einem Sendungsbewusstsein, andere zu besseren Menschen zu machen, bekam ich immer wieder Gegenwind von denjenigen, die sich nicht ,,belehren“ lassen wollten. Viele Jahre empfand ich dies als Widerstand und ärgerte mich darüber. Ich litt darunter, dass der von mir erhoffte Erfolg beim Missionieren ausblieb und bewertete diejenigen, die sich mir widersetzten. Dabei konnte ich die ganze Zeit nicht sehen, dass ich das Wechselspiel von Aktion und Reaktion zwar verstanden hatte, es aber selber nicht angewendet habe. Ich habe offensichtlich meine schlechten Erfahrungen niemals genutzt, sondern meine Empfindungen nur verdrängt, um weiter ,,lieb“ sein zu können. Als liebes Mädchen habe ich meine eigenen Wünsche und Ideale verdrängt und mich darauf beschränkt, mich denen anderer anzupassen. Dabei musste ich allerdings erfahren, dass ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden war, ich die Schuld dafür aber immer dem Außen gegeben habe. Ich schlussfolgerte aus meinen Erlebnissen, dass Menschen egoistisch nur an sich denken und ihnen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft fehlen, Eigenschaften die mich natürlich auszeichnen (Sarkasmus). Tatsächlich verwechselte ich meine Anpassungsfähigkeit, die eigentlich nur ein Ausdruck meiner Hilflosigkeit darstellte, mit wahrer Hilfsbereitschaft, einer die aus Liebe geschenkt wird und die keine Gegenleistung erwartet. Da ich natürlich von Natur aus als vierfache Mutter viele der typischen weiblichen, mütterlichen Gefühle wie Fürsorge, Hilfsbereitschaft und vor allem Liebe in mir trage, war es nur natürlich, dass ich diese Eigenschaften auch nutze. Ich habe dies allerdings nicht aus reiner Liebe heraus getan, sondern weil ich diese Eigenschaften egoistisch für meine Sicherheit nutzen wollte. Da ich als Kind schmerzhafte Erfahrungen gemacht habe, galt es für mich in erster Linie, mich vor weiteren Problemen zu beschützen. Heute weiß ich dass ich deshalb viele Jahre damit zugebracht habe, das Leben mit all seinen Facetten verstehen zu wollen. Ich habe nach einem Weg gesucht, die Kontrolle darüber zu erlangen. Dieser Gedanke an sich, macht ja auch Sinn. Was so gar keinen Sinn macht, ist, das Wissen nicht auf sich selber anzuwenden, sondern die Mitmenschen darüber informieren zu wollen, damit die lernen, sich ,,richtig“ zu verhalten. Erst wenn die anderen Menschen gelernt haben, friedlich zu sein und an andere zu denken, dann kann ich mich beruhigt weiter anpassen. Im Endeffekt wollte ich wohl nur die Bedingungen verändern, aber nicht mich.

    Fazit: Veränderung beginnt immer bei einem selber

    Mein Name ist Kerstin Luise Else Erika Neumüller-Haver, kurz Klee. Seit 35 Jahren bin ich begeisterte Mutter und neuerdings auch noch Oma eines wunderbaren Enkelkindes. Obwohl ich immer alles hatte, war ich dennoch selten zufrieden und ausgeglichen.